Rita Alexander (geb. 8.9.1932 Koblenz) und Karla Alexander (geb. 21.1.1936 Vallendar)
Die Geschwister Rita und Karla wohnten mit ihren Eltern in Vallendar. Der Vater, Dr. jur. Arnold Alexander (geb.
6.7.1889 Vallendar), war eigentlich Rechtsanwalt, betätigte sich aber als Kaufmann in der von seinem Vater 1860
gegründeten Tabakhandlung in der Heerstraße 10. Verheiratet war er mit Johanna geb. Weil (geb. 27.1.1901 Arloff).
Für die Geburt Ritas hatten die Eltern die renommierte Koblenzer Privatklinik des jüdischen Arztes Dr. Richard
Reich (1889-1970) in der Schloßstraße 1 gewählt. Nachdem die Pogrome vom 9./10. November 1938 der
Weltöffentlichkeit das wahre Gesicht des nationalsozialistischen Regimes gezeigt hatten, lief im Ausland eine
beispiellose Rettungsaktion für jüdische Kinder an, die erst mit dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 ihr Ende
fand. Mehrere Länder erklärten sich bereit, eine große Zahl von Kindern aufzunehmen. Der größte Teil dieser
„Kindertransporte“ mit insgesamt rund 10.000 Kindern ging nach England, andere in die Schweiz, nach Belgien,
in die Niederlande und nach Frankreich, wobei die drei letztgenannten Staaten nur bis zum Einmarsch der
Wehrmacht ein sicheres Asyl boten. Auch Ritas Eltern entschlossen sich vor Kriegsausbruch 1939, ihre älteste
Tochter mit einem Kindertransport des belgischen Roten Kreuzes in Sicherheit zu bringen. Ihre Hoffnungen
erfüllten sich nicht. Rita wurde im belgischen SS-Durchgangslager Caserne Dossin Malines (Mechelen) interniert
und am 26.9.1942 mit Convoi XI in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und unmittelbar nach der
Ankunft ermordet. An die damals Elfjährige erinnert seit dem 27.8.2011 ein Stolperstein in der Schloßstraße 1.
Ritas Schwester Karla war bei den Eltern in Vallendar geblieben, die hier zuletzt in der Löhrstraße 49 wohnten.
Am 22.3.1942 musste die Familie den Deportationszug DA 17 in Koblenz-Lützel besteigen, der sie nach
dreitägiger Fahrt zunächst ins Durchgangsghetto Izbica brachte. Wenig später fanden alle in einem
Vernichtungslager, vermutlich Sobibor, den Tod - auch die sechsjährige Karla. Ins Ausland entkommene
Verwandte ließen die vierköpfige Familie nach dem Krieg für tot erklären. An ihr Schicksal erinnern seit dem
7.7.2012 vier Stolpersteine in Vallendar.